
Marokko – kaum angekommen, schon geht’s los
Eines vorweg
Wir treffen (fast) ausnahmslos freundliche, hilfsbereite Menschen – oft begeistert, öfters auch neugierig, einfach nicht immer aus denselben Gründen . . . .
Nach rund 4 Wochen unterwegs dürfen wir sagen, wir sind insofern in unserem neuen Leben angekommen, als dass wir uns noch sicherer sind, uns für das Richtige entschieden zu haben. Wir haben das eine oder andere verstanden ;-), freuen uns, dass so vieles klappt, dass wir gesund sind und wir uns als Team neu und auch näher (!) kennen lernen.
Und gerade bei diesem Punkt haben wir beide ein richtig gutes Gefühl 😮
Marokko hat uns schon viel Schönes offenbart:
- Souks voll orientalischem Flair
- eine grosse Atlantik-Lagune mit vielseitiger Vogelwelt
- Küstenabschnitte mal steil und schroff, mal feinsandig mit Palmen oder mit uralten Felsformationen
- grossartige, hilfsbereite Menschen
- und natürlich Medinas mit einzigartigem Zauber
- und nicht zu vergessen: auch kulinarisch – mmmmhhh
Start mit «unendlichen» Hindernissen
Das Schicksal (?) hat uns aber auch schon nach wenigen Tagen ziemlich hart geprüft. Es ergab sich sogar, dass ich (Norbert) «ihm» dann und wann meine Meinung gesagt habe! Nicht, dass «es» sich beeindrucken liess, aber Norbert hat es gut getan 🙂
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Schon nach einer knappen Woche in Marokko wurde Norberts E-Bike vom abgeschlossenen Biketräger gestohlen!
Um halb sieben, noch gemütlich im Halbschlaf, merkte er ganz deutlich, dass sich jemand an unserem Fahrzeug zu schaffen macht! «Hätte ich nur die Staubox zugesperrt», ging es ihm ungläubig durch den Kopf, während er sich hastig und widerwillig Minimalbekleidung überzog. Nichts wie raus!
Der spinnt ja völlig, macht sich einfach am Bike zu schaffen.
«WwouuuuWOU», blaffe ich ihn an. Nein!!! Der hat das Bike doch tatsächlich schon unten auf dem Boden. Völlig ungläubig greift er nach SEINEM BIKE, während der rund 20-jährige Mann auf dieses springt und wegfahren möchte.
Doch bringt Norbert seine Hand so an den Gepäckträger, dass der Dieb stürzt. Ein kleiner Augenblick zufriedener Erleichterung. «Ich habe MEIN Bike» . . . doch auch Norbert verliert sein Gleichgewicht und stürzt zu Boden. Nun entscheiden die gut 40 Jahre Altersunterschied zu Gunsten des Diebs. Während Norbert sich aufrappelt, ist sein Widersacher schon wieder auf dem Bike und tritt mit aller Kraft in die Pedale. Die Abwärtsneigung und Norberts Barfüssigkeit liessen ihn völlig entgeistert zurück . . .
Der Rest war Wut, Besinnung, Geduld auf dem Polizeiposten, Hoffnung, Ernüchterung, Trauer (ich wusste nicht, dass mir mein Bike so viel bedeutet . . .). Zum Glück hat meine Versicherung den materiellen Schaden diskussionslos übernommen. Jalil und Wafae, ein junges Paar, welches wir auf ihrem Weingut (ein toller Stellplatz) kennengelernt haben, engagierten sich in so grossartiger Weise, dass ich schon wenige Tage nach dem Verlust wieder einen passablen Ersatz eines ganz normalen «Pecalas» hatte. Ohne Motor, Occasion aber voll funktionstüchtig. Pecala ist arabisch und bedeutet Velo.
Wir spürten beide, Jalil und Wafae waren sehr enttäuscht, dass uns das in ihrem Land, in Marokko widerfahren ist.
Eigentlich wollte Norbert schon seit einigen Tagen die Internet-Router-Probleme lösen und dann noch die letzten Pendenzen aus der Schweiz abarbeiten . . .
Bevor er sich aber daran machen konnte, kam Deborah mit der «frohen Kunde», «die Waschmaschine arbeitet nicht mehr«. Schnell stellte sich heraus, es ist nicht einfach ein «0815-Defekt»: sie trat während des Waschvorgangs in den Streik, der Fehlercode war nirgends beschrieben, irgendeine Kontaktadresse eines «After-Sales-Supports» gibt es nicht. Das Modell kommt aus Südkorea und war zumindest bis vor 2 Jahren (gekauft) in Europa nur in Frankreich erhältlich . . .
3 Tage später (und fast schlaflosen Nächten) fischte Norbert aus der zerlegten Maschine die vermisste Socke aus dem Raum zwischen Trommel und Gehäuse. Und – es blieb auch beim Zusammensetzen kein «unbekanntes» Teil übrig. Die Trommel drehte wieder ganz leicht und die nächste Wäsche brachte endgültige Erleichterung!
Vielleicht gehörst du genau zu jenen, die wissen, was eine «APN» ist und wie diese Information in einen weltreisetauglichen Internet-Router gelangt. Es soll ganz einfach und schnell gehen, hat man gesagt – und man darf immerhin anmerken, dass Norbert gewisse IT-Zusammenhänge schon noch versteht. Unser Router «liest» den «Access Point Name» (so etwa «Zugangspunkt-Namen») nicht immer selbständig, wenn er eine neue SIM-Karte eingesetzt bekommt. Und wie hätte es anders sein können – diejenigen marokkanischer Anbieter eben nicht! 🙁 Unglaublich stur wartet er, bis man diesen Namen am richtigen Ort und mit den richtigen Zusatz-Informationen verfügbar macht . . .
Ob das wohl morgen klappt, mithilfe des «Live-Supports»? Alleine: mission impossible 🙁
Als wäre dies alles noch nicht mehr als genug, hat sich auf einer Fahrt von «A» nach «B», das Grauwasser in unserer Duschwanne bemerkbar gemacht . . . 😮 🙁
Grauwasser riecht zum einen nicht wirklich gut, zum anderen hat es auf keinen Fall etwas in unserer Dusche zu suchen. Erst recht nicht, wenn es schon mal im Tank war!!!
Nun auch dieses Problem war nach ca. 1 Std. (!) bewältigt – allerdings mussten wir diverse, nützliche Dinge geruchshalber entsorgen.
Und genau diese Zeit fehlte dann, es war schon spät und wir blieben an einem Ort stehen, wo wir eigentlich nicht wollten und am nächsten Morgen um halb sieben . . . richtig, wurde das E-Bike gestohlen!
Übrigens: die Ursache für die «Grauwasser-Einspritzung» war ein leichter Kabinen-Unterdruck während der Fahrt, verbunden mit zuwenig Wasser im Siphon der Dusche. Seit wir den (speziell flachen) Siphon vor jeder Fahrt mit genügend Wasser ausstatten, haben wir damit keine Probleme mehr 🙂
Nun war da noch der Router – eine kurze Sache, meinte der First-Level-Supporter, doch schon die Nummer in Deutschland war schlicht falsch . . . also doch mit England und alles auf Englisch.
Es stellte sich heraus, es ist eine kurze Sache. Wenn die korrekte Verbindung zwischen Router und Laptop steht (und man dann weiss, wie . . .). Doch es dauerte schon 1 3/4 Std. (!) bis der dritte «Top-Spezialist» realisierte, dass meine Verbindung zwischen Laptop und Router gar nicht funktionieren kann! Nach 2 Std. telefonieren mit insgesamt 3 verschiedenen Tele-Kommunikationsspezialisten war es dann vollbracht: alles erreichte «Normal-Zustand».
Immerhin, der Einsatz hat sich gelohnt, denn die (Signal-)Qualität der ganzen Anlage (inkl. Antennen) war bisher herausragend!
Verschiedene Berichte
- Von Asilah bis Essaouira
- Weiter südwärts, über Sidi R´bat nach Tiznit . . .
- . . . und noch weiter, über Legzira bis zur Plage Blanche
- Ab ins Landesinnere nach Guelmim
- Nomadenfestival
- WüstenErfahrungen
- Von Zagora nach Marrakesch
- Marrakesch mit Ausflug
- Vom Zedernwald über Fès und durch das Rifgebirge nach Ceuta
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Nach einer angenehmen, 3-tägigen Transferfahrt vom Tirol nach Genua, hatten wir dort etwas zu kämpfen für einen passablen Übernachtungsplatz, mit dem Verkehr und am nächsten Morgen mit den Formalitäten vor dem Boarding. Letztlich ging soweit alles gut und die Fähre fuhr mit einstündiger Verspätung los …
Dafür haben wir ca. 2 Stunden zu früh in Tanger Med angelegt! 🙂
Da auch das «Auschecken aus dem Hafengelände» bzw. das «Einchecken in Marokko» sehr flott verlief, sind wir gleich die ersten ca. 100 km auf den CP nach Asilah gefahren.
Sio und Lou, ein junges Paar mit ihren beiden kleinen Kindern in ihrem «Magi» (Magirus Deutz, heute Iveco) wurden unsere erste gute Bekanntschaft. Wäre toll, wenn wir uns mal wieder in Marokko treffen! Am selben Abend gönnten wir uns noch ein Nachtessen nahe der Medina in einem Lokal, in dem der Kellner ganz hervorragend Deutsch sprach, ohne jemals in einem deutschsprachigen Raum gelebt zu haben.
In der bunten, gepflegten und lebendigen Medina trafen wir auffallend oft auf künstlerischen Ausdruck mit dem Thema «Frau sein in Marokko».
Im Souk konnten wir das typische Fladenbrot, sehr gutes Gemüse, Obst und sogar etwas Poulet zu sensationell günstigen Preisen erwerben. Norbert litt jedoch je länger je mehr unter den Gerüchen in der Luft und dem Abfall am Boden. Jeder hat halt so seine «Empfindlichkeiten» . . .
Am Campingplatz konnten wir problemlos unser Grauwasser loswerden und sogar Trinkwasser auffüllen. Allerdings war der Druck so gering, dass unsere externen Filter nicht zum Einsatz kommen konnten, es musste also direkt gehen. Zum Glück haben wir noch eine interne Filteranlage, welche offenbar einen hervorragenden Dienst leistet.
Bisher hatten wir jedenfalls keinerlei «Magen- oder Darmbeschwerden 🙂
Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel fiel uns vor allem die intensive, vielseitige und gut organisierte Landwirtschaft auf. Der Export auch in die Schweiz wird bei diesen riesigen Flächen leicht verständlich.
In Moulay Bousselham freuten wir uns vor allem auf den Besuch der grossen Lagune hinter dem Atlantik. Die Bootstour mit Mansour (einem einheimischen Ornitologen?) war faszinierend!
Er wusste ganz genau, wo und wann er welche Vögel finden konnte. Eisvogel, Flamingos, Grau-, Silberreiher, Rohrweihe, Storch, Kormorane und natürlich verschiedenste Möwen um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
An dieser Stelle empfehlen wir Vogelliebhabern gerne unsere separate Galerie weiter unten.
Nach dem E-Bike-Diebstahl in «Bousselham» schenkten wir der Sicherheit (noch) mehr Aufmerksamkeit.
Auf dem Weingut der «Hacienda des cigognes» empfingen uns Jalil (der Sohn des Besitzers) und seine Frau Wafae mit einer sehr seltenen Herzlichkeit und Fürsorge.
Es war sehr ruhig hier, richtig ländlich (über 60 km von Rabat entfernt) und eben sehr, sehr sicher.
Das Weingut wird die ganze Nacht über bewacht, genau das Richtige für Norberts geschundenes Gemüt 😉
Jalil und Wafae unterstützten uns unzählige Stunden bei der Beschaffung eines gebrauchten, aber zuverlässigen Ersatzvelos (arabisch: Pecala) sowie beim Abschluss geeigneter «Telekom-Verträge» mit «Orange».
Wafae kochte zudem noch ein grossartiges Couscous mit Poulet für uns, welches wir mit dem lokalen Wein ausgiebig genossen!
Auch der Kellermeister Issam ist ein grossartiger Typ und gab uns viele nützliche Tipps. Hier kamen wir so richtig in Marokko an, Norbert konnte einige Startschwierigkeiten (siehe separater Block) bewältigen. Dank der unermüdlichen Unterstützung Deborahs konnten wir uns auch wunderbar erholen.
Der Ausflug von der Hacienda nach Rabat war jedoch fast etwas «reingedrückt». Rabat ist sicherlich eine eindrückliche, moderne (!) Stadt die natürlich auch die traditionellen Seiten pflegt.
Für uns war es jedoch nicht die beste Zeit, die Stadt wirklich zu entdecken . . .
Die Kasbah (ursprüngliche Festungen, in der Regel später mit Kanonen bewaffnet, zum Schutz der Handelsreisenden und vor allem des eigenen Handelsplatzes) fanden wir faszinierend. Ein Beispiel für eine weitgehend gelungene Umnutzung.
Nach der Konsolidierung in der «Geborgenheit» der Hacienda des cigognes haben wir uns wieder mehr den grossartigen, freien Stellplätzen entlang der Atlantikküste zugewandt.
Nach einigen Anpassungen im Sicherheitskonzept fühlten wir uns (meistens) sehr sicher. An einem Abend zog Norbert es jedoch vor, zusätzlich noch die Telefon-Nummern der Gendarmerie Royale sowie der Polizei direkt im Handy zu speichern . . .
Ein Einheimischer setzte sich wortlos einfach in den Schatten unmittelbar neben den Zirbel. Wir genossen sonst auf weiter Flur alleine eine grossartige Aussicht auf den Atlantik.
Als ich ihn ansprach, konnte er nichts verstehen, weder auf Französisch noch auf Englisch. Als es jedoch darum ging, ob er etwas zu rauchen haben könne oder sonst ein Geschenk, konnte er es plötzlich (Bier wusste er auch) . . .
Er kam sogar ein zweites Mal, diesmal tat er so, als würde er in Deborahs Buch mitlesen . . .
Es blieb eine ruhige Nacht, wie alle anderen auch – teils mit anderen Reisenden, meist jedoch alleine.
Wenn wir dann mal wieder (Trink)-Wasser brauchten oder es im sanitären Bereich etwas einfacher haben wollten, gingen wir entweder auf einen Stell- oder Campingplatz.
Das entspricht grundsätzlich unerem Konzept, die Platzbesuche sind an der Atlantikküste einfach noch etwas häufiger (scheinbar höheres Sicherheitsrisiko, Eingewöhnungsphase in unser neues Leben).
Oualidia war so ein Ort mit tollem (bewachtem?) Stellplatz und sehr bemerkenswerten touristischen Einrichtungen. Hotels, Appartements, Restaurants, Cafés – teils auf europäischem Standard, teils traditionell orientiert, aber meist sehr sauber! Wir denken, dass auch marokkanische Touristen hier einen beliebten Ort gefunden haben (Kite-Surfing, angeln, baden, Bootstouren, flanieren . . .).
Auf dem Stellplatz wurden wir regelmässig mit ausgezeichneten Angeboten bedient: von Gemüse über Fisch und Meeresfrüchte bis ganze Nachtessen.
Ali spricht nicht nur hervorragend Deutsch sondern hat auch eine ganz feine, sehr sympathische Art. Für uns war die Begegnung mit ihm eine grosse Freude 🙂 🙂
Unser nächstes Ziel war ein privater Stellplatz ganz in der Nähe von Essaouira. Die ehemalige «Hippiestadt» ist voll auf Tourismus eingestellt, ist aber auch für den Fischmarkt bekannt und hat portugiesische (und nicht arabische) Wurzeln. Die grossartige Medina ist deshalb auch deutlich «geräumiger». Sie bietet zahlreiche, überraschend gute Angebote vor allem in kleinen Seitengassen, wo wir sie nicht erwartet hätten. Deborah hätte am liebsten ein Bild von einem sehr, sehr begabten Künstler gekauft 😉
Wir entschlossen uns dann aber doch für «handfeste» Kost im «Caravan Café Restaurant Art». Es besteht vor allem aus einem Innenhof und ist durch und durch in einer gelungenen Kombination aus Tradition und Moderne kunstvoll eingerichtet. Die Küche brachte uns sehr leckere Riesen-Gambas als Tapas und zwei tolle Cocktails (mit Eis). Alles konnten unsere Verdauungssysteme folgenlos bewältigen.
Wenig später sah uns die Dachterrasse des Taros. Wenn Deborah, trotz kühler Atlantik-Brise (und eher mässiger Kochkünste), eine Tajine isst und dabei geduldig und faziniert das Schauspiel der heranbrausenden Wellen des Atlantiks geniesst, dann könnt ihr vielleicht erahnen (mehr aber auch nicht!), wie grossartig diese Aussicht sein muss.
Essaouira ist für uns definitiv eine Rückkehr wert!
Der (private) Stellplatz «Dar el Bernicha» ist übrigens so gut bewertet (zu Recht), dass wir dort zahlreiche deutschsprechende Reisende antrafen. Nirgends sonst haben wir bisher auch nur annähernd so viele Schweizer getroffen. Darunter auch eine sehr sympathische Familie, die zu dritt mit einem Tesla die Welt bereist!
Bestens vorbereitet (volle Wasserreserven, Strom, Diesel, Ad-Blue, Lebensmittel: alles 🙂 ) fuhren wir weiter gen Süden, es zog uns wieder direkt an den Atlantik, nach Sidi Kaouki. Den gewünschten Privat-Stellplatz fanden wir zwar nach einer Weile, die Einfahrt war aber für unseren Zirbel um ca. 2 (!) Zentimeter zu eng 🙁 Dabei ist Deborah so gut an die Sache ran gegangen – so schade! Der Platz – bei einem wunderschönen Hotel – wäre perfekt gewesen, damit Norbert weitere Pendenzen hätte erledigen können . . .
So fanden wir dann glücklicherweise den schönsten autarken Stellplatz an einer felsigen Steilküste, direkt «am Wasser».
Wie fast immer teilten wir den Platz mit ein paar wilden – aber «gut erzogenen» Hunden, die eigentlichen nur geduldig auf einen Happen von unserem Essen hofften – und uns dabei tiiief in die Augen schauten 😉
Damit nicht genug, am nächsten Tag besuchte uns eine Dromedarherde ganz und gar ohne Berührungsängste, uff . . . Wenn so ein grosses Tier ziemlich zügig und schnurstracks auf dich zukommt . . .
Das Glück ist übrigens definitiv zurück auf unserer Seite!
Angekommen an unserem schönen autarken Platz am Meer wollten wir, wie immer, die Fernbedienung für die Treppe zu unserem «Zirbelnescht» aus der Schublade in der Fahrerkabine nehmen. «Wo ist die Fernbedienung????», fragte Norbert schon mit einem leicht flauen Gefühl … «Keine Ahnung, DU hast doch «abgeschlossen» . . .
In der Fahrerkabine lauter «Nichts» – trotz hastiger Suche! Wer ahnt, wo sie war? – Während der ganzen Fahrt (über 5 km!), inkl. holpriger Offroadstrecke (!) fuhr sie die ganze Zeit auf der Staubox (also ungesichert!) hinter der Treppe mit.
Wir konnten es kaum glauben und Norbert bedankte sich drei Mal bei Fortuna!
Nach ein paar Tagen beschlossen wir, einen weiter südlichen Platz bei Imsouane anzusteuern. Eine Fahrt durch ein wunderschönes Gebiet voller Arganbäume und mit zahlreichen Bauern, welche ihre grossartigen Produkte direkt am Strassenrand anboten. Amlou, Honig und Arganöl – kosmetisch oder zum Verzehr . . . mmmhhhhh
Vor allem beim Arganöl war gutes Verhandeln angesagt! Deborah wusste, was der «korrekte» Preis in etwa sein sollte – den Vorteil konnten wir gut nutzen 🙂
Nachdem wir den letzten Dirham in Arganöl investiert hatten, folgte der «Höhepunkt» des Tages:
Die gefühlt tausendunderste Polizeikontrolle wollte doch tatsächlich etwas von uns! «Papiere», «aber selbstverständlich», «hmmm, das sind ja nur Kopien, die Originale bitte». Ich dummes Greenhorn (Norbert!) hab ihm diese gegeben! Zu Zweit werden die Originale genau gemustert. «………xyz», «wollen Sie sagen, ich hätte jemanden überholt?», «ja, wir haben gesehen, wie sie jemanden überholt haben» . . .
Nun war auch bei Norbert der Groschen gefallen, die wollten meine Papiere einfach als Pfand! Aber Norbert kam zum Glück wieder «in die Spur»:
«Ich habe ganz sicher niemanden überholt, welchen Beweis haben Sie», «Ich habe es gesehen, also bin ich der Beweis», «ohne Beweis, z.B. ein Bild, können Sie mir nichts zur Last legen», «Wir sind hier in Marokko, Sie müssen 400 Dirham* zahlen, dann ist die Sache erledigt», «Ich möchte zuerst Ihren Chef sprechen», «Ich bin der Chef hier», «Ja, aber Sie haben ja dennoch einen Chef», «Sie haben 3 Möglichkeiten, die 400 Dirhams zu zahlen» …
Schliesslich sagte Norbert, dass er Zeit hätte, er sei sicher, dass er in dem kleinen Ort niemanden überholt hätte (Deborah hatte dies auch bestätigt) und ohne Beweise, würde er nichts unternehmen. Norbert setzte sich in den Zirbel und wartete – nicht lange:
«Hören Sie, Sie können ihre Papiere wieder haben, aber Sie haben dort oben überholt», «für mich ist es anders», «hören Sie gut zu (!), Sie können Ihre Papiere haben . . .»
Er gab mir die Papiere zurück, ich fragte nochmals kurz, ob ich einsteigen könne, er nickte (lächelte!), ich bedankte mich (lächelte zurück) und wir fuhren entspannt weiter. Eine gute halbe Stunde hat uns dieser «Spass» gekostet . . . aber wieder etwas gelernt – vor allem Norbert 🙂
* = ca. CHF 36.-
Direkt vor Imsouane sahen wir einen Parkplatz, besser eine grosse Aussichtsplattform auf felsigem Grund mit einigen Schatten spendenden Bäumen und mit einer überwältigenden Aussicht auf das Dorf, den Atlantik und die kanarischen Inseln …
Nein, soweit sieht man natürlich nicht. Auf unserer Höhe von ca. 300 m ü. M. konnten wir nämlich lediglich ca. 60 – 70 km weit sehen . . .
Es hat gut getan, wieder mal ein paar Worte Deutsch mit Reisekollegen auszutauschen. Wir trafen ein Paar aus der deutschen Nachbarschaft (Freiburg).
Seit einigen Tagen schon trieb uns die Verlängerung unserer Visas um. Brigitte will uns nämlich in ihren Schulferien in Marrakesh besuchen – genau wenn unsere Visas ablaufen.
So fuhren wir weiter Richtung Agadir – dort soll es gute Gelegenheiten geben, unsere Visas vorzeitig zu verlängern.
Nach nur 23 (!) km legten wir in Tamri einen Zwischenstopp ein. Zuerst waren die Einkaufsmöglichkeiten im schönen Souk zu verlockend – wir kauften zum ersten Mal in einer Strassenmetzgerei Fleisch (das «Gitzifleisch» war hervorragend) – dann trafen wir auf einen wunderschönen Stellplatz direkt am Meer. So liessen wir die restlichen 25 geplanten Kilometer sausen und genossen den Abend in den Dünen!
Während den darauffolgenden Tagen mussten wir auf den besuchten Campingplätzen feststellen, dass diese bei einer Visaverlängerung erst nach 1 bzw. 2 Monaten Aufenthalt behilflich sind. 🙁
Dabei hat uns Agadir als Stadt gar nicht interssiert. Dafür gefiel uns das Städtchen Tiznit umso besser! Statt einer Nacht blieben wir schliesslich ganze 5 (fünf!) Nächte . . .
Zwei davon waren unfreiwillig, weil uns beide ein «Darmkäfer» flach gelegt hat. Wo wir den wohl «aufgelesen» haben???
Zuerst haben uns aber vor allem die sehr lebendige, gleichzeitig auch entspannte und freundliche Atmosphäre in den teils sehr engen Strassen der Altstadt angesprochen. Im Gegensatz zu den «hochgestylten», auf typischen Hochglanz-Tourismus ausgerichteten Orten (wie z.B. Agadir) freundeten wir uns hier mit dem typisch marokkanischen Flair des eher maroden Charmes, der stark strapazierten Einrichtungen in den Geschäften und den kaputten Trottoirs an.
Und dann waren da noch die beiden guten, traditionellen Berberschmuck-Geschäfte . . . Die mit dem echten Schmuck, für den Tiznit auch bekannt ist (nicht nur für die «billigen» asiatischen Kopien). Deborah machte sich auf die Pirsch – was trotz Adressangabe in typischen marokkanischen Orten ganz und gar nicht einfach war. So standen wir eines Abends plötzlich vor der «Nr. 24», nach der «Nr. 111», wo wir doch zur «Nr. 96» in dieser Strasse wollten . . .
Tags darauf zahlte sich Deborahs Hartnäckigkeit jedoch aus – wir hatten ein wunderbares Einkaufserlebnis!
Norbert hatte dafür noch seine Foto-Motive bei Nacht – die Source Bleu (bei blauer Stunde) und eine Nachtszene in der Altstadt.
Die Source Bleu ist ein sehr geschmackvolles, in traditionellem Baustil gestaltetes Bauwerk, welches vor allem für gläubige Frauen ein wichtiger Treffpunkt zur gemeinsamen Meditation ist. Zudem ist so eine Quelle natürlich ein grosser Segen für einen Ort.
Zwischen den Campingplätzen um Agadir und demjenigen in Tiznit standen wir allerdings noch 5 Tage autark in der Nähe von Sidi R’bat einem kleinen «Nest» auf einer ehemaligen Karawanen-Route. Direkt am Atlantik, quasi «unter uns», wohnen seit jeher Fischer in Grotten. Ausgesprochen freundliche Menschen, die uns immer mal wieder Angebote aus ihrem Fanggut machten. So kamen wir in den Genuss der frischesten Miesmuscheln, die wir je gegessen haben! So frisch, dass Norbert – mangels besseren Wissens – gut 2 1/2 Stunden aufwänden musste, um diese einigermassen «kochbar» zu bringen. Deborah allerdings zauberte eine grossartige Sauce, die alle Mühen vergessen machte 🙂 mmmhhhh
Yassine, ein junger Ornitologe, der in dem direkt anliegenden Nationalpark arbeitet, besuchte uns regelmässig und machte uns natürlich auch seine Angebote.
Seiner freundlichen, zuvorkommenden Art, aber auch seiner Sprachgewandtheit merkte man an, dass er 5 Jahre in Casablanca studiert hatte. Und über Vögel wusste er alles.
Auf einem Spaziergang mit ihm konnten wir – leider nur aus grösserer Distanz – einen Fischadler sowie die einzigartigen Waldrappe beobachten (bei uns auch Schopf-Ibis genannt, in Europa allerdings seit dem 17. Jh. ausgestorben).
Mangels eigenem Foto und wer mehr über diese aussergewöhnliche Vogelart wissen will: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldrapp
Nach dem Besuch des malerischen, ruhigen Nationalparks lud uns Yassine zu einem Poulet-Couscous zu sich nach Hause ein! Seine Eltern und seine Geschwister begrüssten uns zwar sehr freundlich, gegessen haben wir aber mit Yassine alleine.
Von Tiznit aus fuhren wir schnurstracks zu den «Arches de Legzira». Die Bögen sind so speziell, dass wir meinen: Bilder sagen mehr als alle Worte – es lohnt sich.
Einmal mehr fanden wir auch einen wunderbaren Stellplatz, allein über dem tosenden Atlantik (Deborah nannte ihn auch schon «Brüllaffe» …).
Manchmal mussten wir uns entscheiden zwischen «zu warm» (Hubdach geschlossen) oder «zu laut» (Dach offen).
Die gemeinsamen Spaziergänge am Strand entlang haben wir immer genossen. Sie bildeten eine Grundlage, teils bisher Erlebtes zu verinnerlichen und teils neue Perspektiven zu entdecken.
Bei einem Sparziergang hat Deborah sogar ihre Höhenangst besiegt. Wir sind einen steilen, manchmal sogar rutschigen und stets schmalen Weg zum gut 50 m tiefer gelegenen Strand hinunter (und später wieder hinauf) gelaufen. Dabei waren wir nie mehr als 3 bis 5 Meter vom senkrechten oder gar überhängenden Abgrund entfernt.
Am Strand unten sahen wir einen jungen Nomaden wieder, der tags zuvor zu uns hinauf marschiert ist, um nach Wasser zu fragen. Er arbeitete an seiner Grotte, in der er zeitweise lebt. Andere Nomaden leben in Zelten oder in aus einfachsten Materialien «gebastelten» Unterschlüpfen.
Für einmal waren wir uns nicht von Anfang an einig, ob wir dieses grossartige Naturschauspiel schon verlassen sollten. Da der «Plage Blanche» aber auch viel versprechend beschrieben war, nahmen wir nach 3 Tagen den Weg unter die Räder.
In Sidi Ifni, ehemals spanisches Protektorat (unschwer an der Bauweise erkennbar), machten wir im kleinen Souk noch die wichtigsten Einkäufe. Danach ging eine kleine Suche nach dem richtigen Zugang zum «Plage Blanche» los. Die Beschreibung in unserem sonst sehr genauen Reisebuch empfanden wir – entgegen des bisher Erlebten – als ziemlich chaotisch.
Schliesslich bog Norbert einfach in eine Piste ab, hielt direkt auf den Strand zu und landete vor einem Militärstützpunkt.
Der diensthabende Unteroffizier (?) empfing uns überaus freundlich und hilfsbereit, nahm die Personaldaten auf und besichtigte mit Norbert die kurze, aber kritische, enge Steilabfahrt über Felsen und teils grobes Geröll.
Norberts Einschätzung: «das passt». Dies zur Verwunderung des Militärs, Deborah aber schonte ihre Nerven, stieg aus und ging die Strecke zu Fuss.
Die kurze, aber intensive Offroad-Passage bewältigte Norbert mit Hilfe von Einweisungen des Unteroffiziers sehr vorsichtig, letztlich aber problemlos.
Kurz darauf bewahrte uns Deborah mit ihrer scharfen Beobachtung vor einer «Schlammschlacht». Sie erkannte nämlich rechtzeitig, dass es wohl besser wäre, die Differenzialsperren und evtl. sogar die Getriebeuntersetzung zu aktivieren. Norbert wähnte sich noch auf solidem, festgefahrenem Sand, nach ein, zwei kleinen Rutschern reagierte er aber glücklicherweise gerade noch rechtzeitig und folgte Deborah´s Hinweisen.
Wir genossen nochmals den mächtigen, tosenden Atlantik an einem einsamen Sandstrand inmitten von kleinen Dünen.
Zeitweise konnten wir einzelne, fischende Nomaden im sanften Abendlicht beobachten – den offerierten Stechrochen lehnten wir jedoch nach den Erfahrungen mit den Miesmuscheln dankend ab.
Die Begegnung mit diesen Menschen wird Norbert jedoch immer in Erinnerung bleiben: dieses intensive Leuchten in ihren Augen …
Kennst du das? Du findest etwas durchaus auch anstrengend, doch wenn es dann zur Trennung kommt, merkst du, dass sich dieses Etwas still und heimlich in dein Herz geschlichen hat
So ist es uns beiden geschehen – ja jetzt nicht gegenseitig – sondern der Atlantik hat sich in unseren Herzen eingenistet.
Wie oft haben wir wortlos einfach seinem faszinierenden Wellenspiel zugesehen – lange . . .
Trotz seiner mal mehr, mal weniger lautstarken Präsenz, schwang eine gute Portion Wehmut in uns mit, als wir uns nach Legzira und der «Plage Blanche» nach Guelmim ins Landesinnere aufmachten.
Wie das Schicksal so die Weichen stellt:
Auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums «Marjane» lernten wir die Schweizer Pia und Heinz kennen. Ein Paar, welches schon viele, viele Jahre immer wieder nach Marokko reist und dementsprechend gute Kontakte hier hat. Salam werde uns sicher bei der Visumsverlängerung behilflich sein können.
Dieser bestätigte einmal mehr die marokkanische Hilfsbereitschaft: nach unserem Anruf kam er spontan, um uns im Zirbel zu treffen und zu beraten. Fazit:
Zur Visumsverlängerung: wie sich auch später in Tata bestätigte, kann dieses Prozedere erst 2 Wochen vor Ablauf in Angriff genommen werden (für uns kaum zu glauben).
Wir tauschten noch die einen oder anderen Worte und beim Abschied lud uns Salam einfach so zum internationalen Nomadenfestival «in Assa» ein. Treffpunkt nächster Morgen, Samstag, 10:00 Uhr auf dem "Marjane-Parking".
Also, weil Deborah unbedingt zum Kamelmarkt wollte, hiess das:
frühmorgens um 07:00 Uhr aufstehen und anstelle des Frühstücks (!!!) «Besuch des einzigartigen, riesigen Souks mit Ziegen, Rindern und eben Dromedaren».
Kurz vor 10:00 Uhr waren wir aber, voll getankt, am verabredeten Treffpunkt.
Das «Festival» entpuppte sich als eine «Nomadenstadt» im «Nirgendwo», über 60 km von Assa entfernt – in Südmarokko ist das «gleich» das nächste Dorf …
Mitten in der Steinwüste errichteten die örtlichen Behörden ein Areal der Superlative. Es gab tadellose «Hotelzimmer», saubere Toiletten, Duschen mit Heisswasser, ein grosses Restaurant-Zelt für hunderte von Gästen, eine präparierte Bahn für das Dromedarrennen (inkl. Tribüne), eine voll ausgestattete Bühne für die angesagtesten Musiker*Innen Marokkos und last but not least einen riesigen, maschinell eingeebneten «WoMo-Stellplatz».
Um die Musikerbühne herum installierten sich dutzende Berberzelte in denen die Familien ihre Waren zum Kauf anboten, wie z.B. Schmuck, Honig, Couscous, Stoffe, Kleider etc. etc.
Fehlt etwas? All dieser Service, inkl. Verpflegung war für uns Gäste kostenlos.
Salam sagte immer: «Fühlt euch wie zu Hause».
Für uns blieben einige Fragezeichen:
Wir waren insgesamt maximal ein paar Dutzend Ausländer, für uns konnte dieser Aufwand also sicher nicht betrieben worden sein. Erst zum dritten Mal wurden ausländische Gäste zu diesem Festival eingeladen (davor war es ein reines, traditionelles Nomadentreffen).
Es gab sogar mehrere Medienschaffende, die über diesen Anlass – gut ausgerüstet – live berichteten und Interviews mit uns Gästen führten … ???
Wie auch immer, wir genossen es, für kurze Zeit ein bisschen Teil dieser aussergewöhnlichen Welt sein zu dürfen, wie durch ein kleines Zeitfenster.
Wir durften spannende Begegnungen mit den Nomaden erleben, die uns immer herzlich willkommen hiessen und manchmal konnten wir wieder in strahlende Augen blicken.
Auch genossen wir den Austausch mit Silvana (CH) und Silvia (A), welche in Mirleft (MAR) wohnen und Georg (D), der zwischen Mirleft und Aachen pendelt; mit Pia und Heinz aus der Schweiz, dank denen wir überhaupt dort waren; mit Andrea und Lucas, einem tschechischen Paar mit ihren beiden Kindern; Iris aus der Schweiz, welche seit Jahren verheiratet in Marokko lebt; sowie einem jungen schwedischen Paar, welches dank der guten beruflichen Situation in der Heimat einfach ein paar Monate unbezahlt auf Reisen gehen kann.
Salam war natürlich auch allgegenwärtig und brachte uns immer wieder in Kontakt mit Familienmitgliedern, wichtigen lokalen Menschen oder ging mit uns zu den Nomadenausstellungen.
Einen ganz besonders nachhaltigen Eindruck gewannen wir bei unserem ersten Nachtessen. Im Rahmen einer musikalisch begleiteten Zeremonie wurden nach 22:00 Uhr vier (!) Gänge serviert:
den Anfang machte eine Kamelfleisch-Tajine (vor allem FLEISCH), gefolgt von einem halben Lamm (mit vollständigem Kopf und nur Fleisch) und last but not least einem Poulet Couscous. Eine Fruchtschale als Dessert rundete das opulente (Fleisch-)Mahl ab.
All dies wurde vor Ort für rund 400 Gäste zubereitet, welche fast alle gleichzeitig bedient wurden . . .
Und jeweils an runden 10-er-Tischen assen alle jeweils aus derselben, grossen Schale, von Hand, natürlich mit der rechten . . .
Was wir da erleben durften, wurde uns erst nach und nach bewusst.
Insgesamt war es für uns einfach grossartig und unvergesslich.
Irgendwie mussten wir nach dem Nomadenfestival «Abstand» gewinnen. Beim «erstbesten» Campingplatz wurden wir aber regelrecht überfallen – von Fliegen!
Gleich am nächsten Morgen flüchteten wir auf einen Campingplatz weiter nördlich, nach Icht. Eigentlich ein Hotel mit Camping-Anschluss, sauber, funktional top, gutes Restaurant (mit Alkohol!), wunderschöne Parkanlage – oder kurz: für uns der perfekte Erholungsort.
Wir hatten aber auch ein klares Ziel und so ging es nach wenigen Tagen weiter nach Tata. Dort wollten wir u.a. unser Visum verlängern, leider (noch) ohne Erfolg. Gesetzlich ist das erst 14 Tage vor Ablauf des aktuellen Visums möglich. Weshalb? Ob das überhaupt jemand weiss?
Tata hat jedoch nebst der «Police national» noch mehr zu bieten, nämlich einen herrlichen und ausgesprochen grossen Palmenhain.
Norbert machte dafür sogar die völlig verstaubten Velos wieder funktionstüchtig. Ein Aufwand der sich richtig gelohnt hat – siehe Bilder!
Auf dem weiteren Weg Richtung Wüsten-Offroad-Routen trafen wir teils öde, teils faszinierende Landschaften, menschenleer, ab und an eine Oase mit ein paar Häusern, selten ein entgegenkommendes Auto, oft völlig ausgetrocknete Flussbetten.
Inzwischen wussten wir konkret: wir wollen von Foum-Zguid über die (einsame) Südumfahrung des Erg Chegaga, einer 40 km langen Dünenkette, nach M´Hamid fahren. Herrlich, wenn solche Entscheidungen einfach nach und nach reifen dürfen.
In Foum-Zguid wurden wir von Hassan und Rachid herzlich empfangen. Auf dem Campingplatz voller gesunder Palmen fühlten wir uns pudelwohl. Aber ein Blick direkt jenseits der Platzgrenzen führt uns den allgegenwärtigen Wassermangel mit massenweise sterbenden Palmen drastisch vor Augen.
Rachid brachte uns nicht nur jeden Morgen frisches Brot direkt zum Zirbel, er hatte auch noch Tipps, wie wir konkret nach M´Hamid fahren sollten und zeigte uns noch einen Bergpfad in unmittelbarer Nähe, der eine schöne Aussicht verspricht. Die Wanderung selbst entpuppte sich dann aber vor allem als «kleine Pfadfinder-Übung», der eigentliche Pfad verlief sich nämlich schnell im allgemeinen Geröllfeld. Deborah vor allem dachte mit Wehmut an die wunderschönen, markierten Wanderwege in Europa.
Dann war es aber soweit: vom staubgeschützten Türschloss bis zu den verklebten Scheinwerfern, Offroad-Navigation von «Gaia», Wasser, Nahrungsmittel etc. etc., alles war bereit, nichts konnte uns mehr aufhalten und Rachid wäre am liebsten mit uns gefahren … 😉
Nach einem ersten Tag, an dem alles plangemäss über Sand-, Wellblech- aber vor allem Steinpisten führte, vorbei an ein, zwei Militärkontrollen, fanden wir einen herrlichen Übernachtungsplatz direkt neben kleinen Sanddünen.
Wir genossen einen rot leuchtenden Sonnenuntergang, etwas später einen orangefarbenen «Honig»-Mondaufgang und ein wärmendes Lagerfeuer.
Ein perfekter Abend!
Der nächste Tag begann wie fast immer mit einem grossartigen Frühstück – und einem Vogel, der dabei minutenlang immer wieder mit dem Schnabel an unser Fenster klopfte, nein er flog dabei eigentlich regelrecht in die Scheibe.
Wasser und Körner, die wir draussen bereitstellten interessierten ihn nicht die Bohne, er liess uns einfach mit einem grossen Fragezeichen zurück.
Die Fahrroute wurde zeitweise richtig ruppig – gerade mit unserem Fahrzeug bedeutete dies nur ganz langsames Vorwärtskommen. Zudem gab es meist eine Vielzahl möglicher Pistenspuren nebeneinander – auch andere vor uns haben immer wieder nach DER «ruhigen» Spur gesucht. Wellbleche, Quergräben, Steinfelder mit teils spitzen, scharfen Exemplaren, mal kleine Dünen, mal Weichsandpassagen – und meist hatten wir das Gefühl, mal wieder die falsche Spur gewählt zu haben …
Doch umsichtig und mit Geduld ging es voran, vorbei an wechselnden Landschaftstypen welche uns immer wieder zum Staunen brachten.
Schliesslich erreichten wir eine wichtige Tagesetappe in dem wir auf den Iriki-See trafen. Eine vollkommen flache, vegetationslose Salztonpfanne, welche wir – aufgrund der langen Trockenheit - problemlos überqueren konnten. Selbstverständlich ist bei einer solchen Fahrt immer höchste Konzentration gefordert, denn es kann grundsätzlich immer mal sein, dass irgendwo noch eine feuchte Stelle auftaucht. Diese müsste unbedingt umfahren werden, denn ein Einbrechen des Fahrzeuges an einem solchen Ort könnte auch einen Totalverlust bedeuten.
Wir haben den See glücklich verlassen, es wurde immer sandiger, die Dünen rückten näher bzw. wurden immer höher. Wir sagten uns, «da vorne schauen wir nach einem Nachtquartier.» Doch dann geschah es: beim Umfahren einer (zu) steilen Minidüne verlor der Motor zuerst langsam, dann immer rascher Drehzahl bis wir feststeckten. Ein Versuch, sich nach hinten zu befreien scheiterte sofort – nichts ging mehr!
Norbert schimpfte frustriert: «das kostet mich mindestens eine Stunde Sand schaufeln. Deborah hatte zum einen ein schlechtes Gewissen (zu Unrecht!) und hatte auch noch eine Muskelverletzung am rechten Rippenbogen. Dennoch hat sie für gut 20 Min. zur Schaufel gegriffen ...
Die Kurzfassung der nächsten rund 24 (!) Stunden:
Räder frei geschaufelt, Maxtrax unterlegt – hoffnungsvoller, aber vergeblicher Versuch und dabei sogar die Maxtrax «versenkt»(!) - übernachten …
Nachts die Erkenntnis, dass das Fahrzeug aufliegen könnte … ja müsste …
Am nächsten Morgen die Bestätigung, also noch viel mehr schaufeln!!! Und zwar alleine, denn Deborah´s Verletzung verschlimmerte sich. Das Schaufeln war pures Gift, an weitere Einsätze war nicht zu denken.
Norbert aber hat sich mit dem Sand «versöhnt», liegend, auf dem Bauch kriechend, egal, Zirbel musste seine Bodenfreiheit zurückerlangen.
Am frühen Nachmittag war alles bereit für den nächsten Versuch:
eine Spur für das Vorderrad aus unserem Brennholz, hinten die beiden Maxtrax, dann aus den Reifen nochmals Luft raus gelassen (auf 3 bar), alle Differenzialsperren und das Untersetzungsgetriebe rein, den genauen «Rettungsplatz» vereinbart …
Und tataaah, Zirbel hat sich gefreut, dass wir es endlich geschnallt hatten, wir waren wieder mobil.
Weiter ging es also, aber nun doch zurück auf die sicherere, weil stärker frequentierte Nordumfahrung des Erg Chegaga. Wir erreichten am Abend etwa denselben Routenstand wie ca. 30 Std. zuvor, einfach weiter im Norden.
Deborah wollte einfach nicht mehr im Sand fahren, Norbert genoss die problemlose Fahrt am nächsten Morgen, dem 4. Tag, dafür umso mehr und freute sich schon auf das Lagerfeuer am Abend.
Doch er begeht auch noch den einen oder anderen Fahrfehler, diesmal wechselte er die Spur ziemlich abrupt – in eine Senke und verschaltete sich erst noch. Der erste Blick ging unter das Fahrzeug. Ok, wir sitzen nicht auf, also jetzt würde es eine kurze Sache werden . . .
Norbert hatte aber nicht einkalkuliert, dass sich der Zirbel in der Senke zuerst noch etwas weiter abwärts bewegte und deshalb nach ca. 40 cm (knapp) aufsass . . .
Keine Beschleunigung, Ende Maxtrax, Ende Fortbewegung. Da half es natürlich auch nicht, dass Norbert seinem Ärger erst mal richtig Luft verschaffte!
Wieder eine ungewollte Übernachtung, wieder kein Lagerfeuer, dafür langsam aber sicher überall Sand, ÜBERALL!!!
Am nächsten Morgen waren wir aber dann schnell parat, das «ganze Programm» vorbereitet, den Luftdruck in den Reifen sogar auf 2.2 bar reduziert und «schwupps» - alles gut? Fast: das viele Schaufeln hat bei Norbert zu einem eingeklemmten Ischiasnerv geführt . . .
Aber «Zirbel fahren» ging gut und wir genossen den Tag, vorbei an den ganz grossen Dünen des Erg Chegaga (mit diversen Snöbern), an Dromedaren die sich überhaupt nicht von uns stören liessen und später immer mehr verschiedenste Pflanzen, die wir grösstenteils noch nie zuvor gesehen haben.
Heute Abend würde es aber ein Lagerfeuer geben! Wir sind nicht stecken geblieben, haben einen wunderschönen Platz zur letzten Übernachtung erreicht und freuten uns schon so richtig auf einen entspannten Abend.
Doch plötzlich – Norbert fragte, was da so pfeift. Bei einem Blick nach draussen: wo sind die Bäume und Sträucher geblieben? Wieee, ein Sandsturm? Echt jetzt?
Nach gut 1 ½ Stunden konnten wir etwas aufatmen, es blieb bei einem kurzen, kleinen Sturm, der uns mit einem atemberaubenden Sonnenuntergang für das entgangene Lagerfeuer entschädigte. Bilder sagen mehr, als wir irgendwie in Worte fassen könnten.
Am nächsten Morgen – wir müssen es gestehen – freuten wir uns nicht nur auf das Offroadfahren, sondern auch darauf, wieder in der Zivilisation unsere Seelen baumeln lassen zu können. Natürlich neben dem Entstauben der Velos und des Zirbels, Vorräte auffüllen, für CHF 2.50 den Vorderpneu von
Deborah´s Ebike reparieren lassen . . .
Wir haben aber auch die wunderschöne Gartenanlage des Hotels und das gute Essen (Frühstück + Abendessen!) genossen.
Auf einer kleinen Velotour durch den Palmenhain von M´Hamid lernten wir nicht nur ein bisschen etwas über die Geschichte des Ortes, sondern lernten auch noch einen Stellplatz kennen, dessen Besitzer, Jamal – Mitglied der letzten Touareg-Familie in Marokko (?) - uns nachdrücklich zu einem Original-Nomadenabend mit Tajine auf dem Lagerfeuer und Musik einlud.
Eigentlich wollten wir aber nach Zagora weiterfahren um die Visumsverlängerung endlich «klar» zu machen.
Diesmal hat uns unsere Spontaneität, Pläne auch mal kurzfristig zu ändern, nicht den erwarteten Abend beschert. Jamal liess sich kaum blicken, Musik gab es nicht und zu guter Letzt ergab sich für Norbert eine durchwachte Nacht mit «Tajine retour» . . .
Die Gespräche mit Jamal´s Vater und vor allem mit seinem Cousin Mohammed sind uns aber immer noch in bester Erinnerung.
Nach der Wüste ist vor Zagora – jedenfalls für uns. Zagora ist der Bezirkshauptort nach der Erg Chegaga, also waren wir optimistisch, dass wir Diesel, AdBlue, Gas und vor allem auch unsere Visumsverlängerung erhalten werden.
Nebst unseren Lieblings-Lebensmitteln und gutem Wasser konnten wir immerhin Diesel und – (!!!) auch unsere Visumsverlängerung endlich «klar machen». Wir hatten wieder (mal) Glück und sind auf einen äusserst zuvorkommenden, charmanten jungen Mann getroffen, der nicht nur für unsere Situation Verständnis hatte, sondern uns auch betont freundlich gesagt hat, wie wir die Visumsverlängerung erhalten würden . . .
Als wir die Polizeistation verliessen sprach uns spontan ein Mann in Uniform (mit einigen Streifen . . .) an und fragte, ob wir die Schweizer seien und wünschte uns weiterhin einen schönen Aufenthalt in Marokko. Wir fühlten uns sofort wie lokale VIPs 😉 es war uns aber auch klar, woher der Wind weht . . .
Nachdem wir Brigitte sofort informiert hatten, dass ihr Besuch bei uns in Marrakesch nun klappt, genossen wir die kommenden Tage noch mehr, ohne Zeitdruck!
Die nächsten knapp 3 Wochen fassen wir kurz zusammen:
AdBlue → nicht junge marokkanische Männer nach der nächsten Verkaufsstelle fragen . . . auf dem vorletzten «Drücker» konnten wir unseren Bedarf decken.
Deutsche Gasflaschen nachfüllen wird immer schwieriger, weil die Behörden immer strenger zu werden scheinen. In Tafraoute konnten wir endlich unsere beiden – fast vollständig leeren Flaschen mit Propan auffüllen lassen.
Was wir wirklich erhielten? Jedenfalls brennt seitdem das Gas etwas anders . . .
Ansonsten:
Die Fahrt über den Anti-Atlas und durch die entsprechenden Berbergebiete war ein eindrückliches Erlebnis – wir werden wieder kommen . . .
In Agdz und Ait-Ben-Haddou haben wir alte, aber mehr oder weniger aufwändig renovierte Kasbahs besucht. Alle hatten ihre Reize – siehe Fotos.
Der Streckenabschnitt nach Tafraoute hatte es in sich – und Deborah ist fast alles selbst gefahren! Einfach grossartig, wie sie das gemeistert hat – Chapeau.
Tafraoute «du Schöne» – wir hoffen, dich wieder zu sehen! Ein genialer Stellplatz von der Gemeinde zur Verfügung gestellt – Platz für über 100 «Womos» ohne den geringsten Platznotstand!
Tolle Wandermöglichkeiten (Fotos) und der lockere Austausch mit Wilma und Wil, Caro und Cary (beide aus NL) sowie Dagmar und Hans (D) werden wir in bester Erinnerung behalten.
Über Taroudannt ging es dann Richtung Marrakesch – und zwar über den Tizi n´Test, einen 2100 m hohen Gebirgspass über den "Hohen Atlas".
Diverse Büchereinträge sollten korrigiert werden: nicht mit maximal 3.60 m Fahrzeughöhe ist die Strecke zu passieren, mit 3.85 m geht es auf jeden Fall auch prima – Wilma und Wil hatten das zuvor schon gemacht (auch mit 3.85 m). Die Strecke bedarf an einigen Stellen guter Konzentration, ist aber nicht wirklich schwierig. Dafür umso schöner, die Aussicht, die Klimawechsel (wir hatten teils Schnee auf der Strasse!), die herrlichen Landschaften, Richtung Marrakesch bald vom Fluss N´Fis und später auch von Orangen- und Mandelbäumen geprägt. Nur wer diesen Pass mindestens zwei Mal gefahren ist – je einmal in jede Richtung – kennt ihn einigermassen. Also . . .
Schliesslich sind wir nach knapp 3 Wochen in Marrakesch angekommen – und wurden zum ersten Mal so richtig ver . . . laden.
Statt in der reservierten (und bezahlten), privaten Wohlfühloase die nächsten Tage zu verbringen, fanden wir, wohlwollend ausgedrückt, eine (Langzeit-)Baustelle vor.
Zum Glück fanden wir kurzfristig eine sehr gute Alternative auf einem öffentlichen Campingplatz, welcher ganz ordentlich die Annehmlichkeiten (z.B. saubere, funktionierende Sanitäreinrichtung) bot, welche wir auf unserem reservierten Platz vermissten. Natürlich teilten wir diese aber mit Gästen von über 100 anderen Fahrzeugen – diesmal dicht an dicht.
Wir drei, inzwischen ist Brigitte zu uns gestossen, liessen uns die Laune aber nicht verderben – im Gegenteil. Zusammen mit Thomas (den wir in Tafraoute kennen gelernt hatten), sind wir schon am ersten Abend auf den Djemaa el Fna – der Platz in Marrakesch, an dem die «Post abgeht».
Geschichtenerzähler (das sollen die Ursprünge gewesen sein), "Schlangenbeschwörer" (leider von völlig missbrauchten, weil betäubten und entzahnten Giftschlangen), mehr oder weniger gute Handwerker, Musiker, Künstler aller Art mischen sich dort jeden Abend bis spät in die Nacht zu einem faszinierenden Potpourri aus «1001 Nacht», bei dem man leicht Teil des Ganzen wird oder man schaut es sich von der Terasse eines der zahlreichen Cafés/Restaurants an, welche sich am Rande des Platzes befinden.
Ein in dieser Grösse und Form für Marokko einzigartiges Ereignis, welches sich Nacht für Nacht abspielt – hauptsächlich für und mit den Touristen.
Marrakesch bietet natürlich noch eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, welche teils besser mit einem Führer, teils aber auch «solo» erlebt werden können.
Die grossen Souks, die Gerberei, das Ensemble Artisanal, der Bahia-Palast, der Jardin Majorelle oder die Koranschule Ben Youssef – um nur einige zu nennen.
Wir wollten mit Brigitte aber auch 2, 3 Tage mit dem Zirbel über das Land fahren und so die anderen Facetten Marokkos etwas kennen lernen. Leider liess uns das Wetter ausgerechnet in diesen Tagen keine grosse Wahl.
Die Fahrt nach Nordosten zu einem kleinen, aufstrebenden (?) Öko-Resort und dann an den Stausee Moulay Youssef mit Besuch eines ländlichen Souks waren eine gelungene Entspannung vom Grossstädtischen Trubel.
Zum Abschluss des 10-tägigen Besuchs von Brigitte verbrachten wir noch 2 Nächte in einem Riad, wieder in Marrakesch. Leider war die Bewertung deutlich besser und somit unsere Erwartungen auch grösser als unser Erlebnis.
Wir lernen immer mehr dazu.
Der Zedernwald zwischen Azrou und Ifrane ist der Hauptteil eines grossen, geschützten Nationalparks. Die mächtigen Atlas-Zedern sind erhabene Bäume mit einer wunderbaren Ausstrahlung. Wir hatten Glück und fanden einen Stellplatz inmitten grosser Zedernbäume.
Ein etwa zweistündiger Spaziergang durch den Wald (es regnete immer wieder) hat uns richtig gut getan – obschon wir keine der erhofften Berberaffen-Familien antrafen.
So entschieden wir uns, doch noch zu den Fütterungsstellen zu gehen und da es Sonntag war – das wussten die Affen! - gab es zahlreiche fütternde Besucher und eben, dementsprechend Affen.
Aber seht selbst in der separaten Galerie, wir finden, sie haben eine faszinierende, starke Ausdrucksfähigkeit und längst nicht alle gingen einfach auf das Futter los.
Ja, der Zedernwald zählt zum Ausflugs-/Erholungsgebiet für die Einwohner von Fès – wir gingen aber den umgekehrten Weg.
In Fès bestätigte sich tatsächlich, was unser zweiter Marrakesch-Führer uns gleich zu Beginn der damaligen Tour süffisant – aber auch eindringlich – mitteilte:
Verkehrssignale sind in Mitteleuropa «imperativ», in Italien «fakultativ» und in Marrakesch «dekorativ» … Und er wusste genau wovon er sprach schliesslich hat er seine Frau in Deutschland kennen gelernt und lebt seit vielen Jahren nun mit diesen «Dekorationen» . . .
Bis Fès dachten WIR eben, dass man «Marrakesch» in dieser Gleichung durchaus mit «Marokko» tauschen könnte, doch in in den Souks der marokkanischen Kulturhauptstadt wird das Fahrrad- und Moped-Fahrverbot geradezu selbstverständlich umgesetzt.
Vielleicht «muss» ja die Marrakesch-Polizei selbst mit dem Moped durch die Souks zur Arbeit . . . ?
So erlebten wir die Märkte in Fès deutlich angenehmer, sicher genau so interessant wie in Marrakesch und insgesamt entspannter.
Überhaupt spürten wir ein gewisses Flair in dieser Stadt, welches geprägt ist von einer Mischung aus «demütigem Stolz», einem Bewusstsein von lang zurückreichenden kulturellen Wurzeln gepaart mit erfolgreicher Vereinigung verschiedener Herkünfte zu einer Art «neuer Welt».
Unser nächstes Ziel: die «blaue Stadt» im Norden, Chefchaouen.
Im Rif-Gebirgszug gelegen, empfing uns «Xaouen» (wie sie oft kurz genannt wird) mit gebirgsartigen Strässchen die den Zirbel und vor allem Norbert schon etwas forderten, vielen verwinkelten, noch viel kleineren Gässchen, mit teils tollen handwerklichen Angeboten und vor allem mit einer auffallenden Heiterkeit.
Hier fanden wir noch das Eine oder Andere für unsere Liebsten in der Schweiz.
Die Lage der Stadt ist für Marokko sehr speziell: die Stadt wurde in steiles Gelände gebaut und seine Stadtmauer reicht bis weit den Berg hinauf (siehe auch Fotos).
Unser Aufenthalt war «gut getimed», an unserem Abfahrtstag fing es nämlich kräftig zu regnen an – schon in den ersten Morgenstunden. Unser Zirbel stand aber an einem guten Ort und wir sind rechtzeitig weggekommen.
Unsere Vorfreude auf die weitere Fahrt durch das «Rif» Richtung Küste des Mittelmeers wurde bald zu einer Fotosafari. Beeindruckende, tiefe Schluchten, stattliche Gipfel, immer entlang eines wilden Flusses welcher schliesslich in eine liebliche, fruchtige Ebene (Oued Laou) führte in der die Menschen von der Landwirtschaft ganz gut leben können. Dazu das passende Wetter . . .
Das Mittelmeer hat natürlich auch seine besonderen Reize, ist für uns aber nicht mit der Unbändigkeit und schieren Wucht des Atlantiks zu vergleichen.
«Letzter Halt» dieser Marokko-Reise war in Tétouan. Wir schlenderten nochmals durch einen richtig marokkanischen Souk, sogen diese spezielle Atmosphäre in uns auf und gönnten uns zum Schluss noch einen Kaffee in einer dieser typischen «Männer-Bars» – im Wissen, morgen fahren wir über die Grenze nach Ceuta, einer spanischen Kleinstadt auf afrikanischem Festland an der Meerenge von Gibraltar.
Die Vorbereitung auf diese Fahrt war aus 2 Gründen speziell:
- wir wussten, wie pedantisch die marokkanischen Behörden darauf achten, ja keine illegalen Grenzübertritte auf spanischen Boden zuzulassen
- bei Thomas, unserem Kollegen von Marrakesch, gelangten 3 junge Marokkaner bei ihm unbemerkt auf das LKW-Dach (!) . . . Dachfenster kaputt, Thomas wurde von der Polizei und dem Militär gestoppt und direkt und unverzüglich zur nächsten Fähre eskortiert!
Vor der Abfahrt hat Norbert nochmals eine besonders gründliche Kontrolle durchgeführt und alles so vorbereitet, dass wir vor der Grenze nie anhalten mussten. DAS hat funktioniert . . .
Leider, leider wurde dann die marokkanische Geduldsprobe bei den Grenzformalitäten für Deborah insofern zum Verhängnis, dass sie - alleine in der Fahrerkabine zurückgelassen - nach endlosen Minuten der Ungewissheit ausstieg, um ganz entschieden nach mir zu suchen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wähnte sie sich auf dem letzten Ein-/Ausstiegstritt schon am Boden und liess die Hand vom Haltegriff los. So fiel sie aus gut einem halben Meter mit dem Rücken direkt auf den Asphalt . . . . . .
Als Norbert, der eigentlich schon fast wieder beim Zirbel war, sie dort regungslos auf dem Asphalt liegen sah, hat es ihn kurz durchfahren als sollte seine Welt untergehen. Wut wollte hochsteigen, aber es galt natürlich SOFORT in den rationalen Modus zu kommen – Sicherung der Unfallstelle, etc. etc.
Nach einer Weile und mit einer enormen Willensleistung gelang es Deborah schliesslich, mit Norberts Hilfe in die Fahrerkabine zu klettern und den Grenzübertritt endlich abzuschliessen. Nicht dass sie im Beifahrersitz sitzen konnte, nur auf ihren Knien am Boden vor dem Beifahrersitz ging es knapp. Der spanische Beamte wollte sie zuerst sehen (er hatte ja 2 Pässe erhalten), nach Norberts kurzer Erklärung winkte er uns dann aber glücklicherweise einfach durch.
Die Schmerzen und der Schreck dieses Unfalls wirkten noch viele Wochen nach. Wir hatten aber auch das riesige Glück, dass Deborah tatsächlich «nur» eine äusserst schmerzhafte Prellung des Kreuzbeins hatte, die sich sehr wahrscheinlich dann noch entzündete.
Geduld und die gute Betreuung von Flurin (einem Freund, bis vor kurzem noch Hausarzt und auch mit einer Zirbenbox in Andalusien . . .) halfen, die Genesung in verhältnismässig kurzer Zeit zu erreichen.
Wie wir Andalusien insgesamt erlebten (die Zeit mit Barbara und Flurin samt Hund Beppo; die Algarve; durch Portugal bis über Nordspanien und die Pyrenäen), wird wohl in der zweiten Mai-Hälfte nachzulesen sein – denn jetzt sind wir quasi wieder in unserem Schweizer Zuhause; schon in ein paar Stunden . . .
Direkt zu den Galerien:
- Erste Eindrücke (Asilah bis Tiznit)
- Tiefer in Marokko eintauchen (Legzira bis Guelmim)
- Internationales Nomadenfestival (Touizgui, südlich von Assa)
- WüstenErfahrungen (Assa bis M´Hamid)
- Zagora bis Marrakesch – über den Tizi n´Test (!)
- Marrakesch – mit Ausflug
- Zedernwald, Fès und Abschluss (Marrakesch bis Ceuta)
- Gesichter Marokkos
- Vögel in Marokko
- Berberaffen – kontemplativ
Marokko – unsere Favoriten
mehr Fotos? –> scrollen; bei «Klick» auf ein Foto werden alle in den «Viewer» geladen
Heii Deborah und Norbert
Herzlich willkommen in der Schweiz.
Schön, habt ihr die Sonne mitgebracht.
Ich danke euch, dass ich mit euch durch das schöne Land Marokko mitgenommen habt.
Land und Leute gezeigt und beschrieben habt.
Ich freue mich auf weitere Berichte. Doch zuerst die Ruhe und das Ankommen im Baselbiet geniessen hat Priorität.
Dann die intensive Reise aufarbeiten und ….
Liebi Grüess us em Unterbaselbiet Ernst
Liebe Deborah und Norbert
zurück aus Indien kommen wir endlich dazu euch ein paar Zeilen zu schreiben. Herzlichen Dank für euren Status Feedback.
Die Fotos sind wunderbar, die echten Erlebnisse sicher noch toller. Vor allem das Wüstenfestival war sicher ein Highlight.
Macht weiter so und geniesst das Leben in vollen Zügen.
Liebe Grüsse
Erika und Jörg
Liebe Erika, lieber Jörg
Danke für eure Nachricht und die guten Wünsche.
Wir haben auch eure Indien-Reise mit grossem Interesse verfolgt. Das war sicher auch ein grossartiges Erlebnis!
Wir wünschen euch eine gute «Landung» zurück im Schweizer Winter und freuen uns auf ein Wiedersehen im Frühling.
Liebe Grüsse, Deborah und Nobert
Hallo ihr zwei Lieben …ohhh meine Güte …Abendteuer pur…wunderschöne Fotos …Danke daß wir daran teilhaben können . Das ist so gewaltig…Ich vermisse euch sehr . Habe erst jetzt gefunden wo ich schreiben kann…hihi …typisch …Ich Blicks nicht so richtig …Habt noch eine wunderschöne gesegnete Zeit . Liebe Umarmung
eure Michèle vom Reformhaus😍🙏💕
Liebe Michèle
So schön, von dir zu lesen. Ja, wir dürfen einige Abenteuer erleben – nicht immer ganz so willkommene, aber das haben die halt so an sich … 😉
Wir wünschen dir alles Gute, komm gesund durch den Winter und im Frühjahr freuen wir uns, dich dann wieder zu sehen.
Herzlich Deborah & Norbert
Hallo Deborah & Norbert
Einfach wunderschöne Bilder🥰. Weiterhin viel Vergnügen und stets eine gute Fahrt.
Herzlich, Irena & Toni
DANKE vielmals, Irena und Toni.
Schön von euch zu lesen und euch auch alles Gute!
Deborah & Norbert
Liebe Deborah, lieber Norbert,
Wir sind zur Zeit in Engelberg, noch bis am 5. Februar. Die Hochnebeldecke umfasst aktuell halb Europa. Bei uns ist die Nebelobergrenze bei ca. 1700 m. Ich denke, dies beschäftigt euch weniger. Wir hoffen, dass ihr eure «Baustellen» eine nach der anderen gut meistert und euch mehr und mehr auf’s Geniessen konzentrieren könnt.
Herzlichen Dank auch für eure Berichte und Fotos. Von den 3 zur Wahl gestellten Bilder gefällt uns beiden das Bild A am besten, knapp vor C.
Ganz liebe Grüsse und weiterhin toi, toi, toi.
Franz & Rita
Hoi ihr Liebe
Hat sich die Hochnebeldecke wie vorhergesagt aufgelöst?
Aber ja, ihr habt recht, wir haben zur Zeit ziemlich «Baustellen-Wetter» 😉 Gerade gestern war aber so ein «magischer» Tag,
wie es sie in Marokko eben auch gibt: das Gas- und Wasser-Thema hat sich schon früh am Morgen «erledigt» und mein Ischiasnerv
bläst deutlich zum Rückzug – yesssss!
Herzlichen Dank für eure Wahl zu den 3 Fotos; ich werde beim nächsten Mal eine Art Abstimmungsergebnis kommunizieren.
Ab 5.2. sind wir übrigens für ein paar Tage in Marrakesch . . . 🙂
Euch au ganz liebi Grüess und no e wunderschöns «Engelbärg»
Deborah & Norbert
Ihr Lieben im schönen Marokko
Einmal mehr ganz wunderbare Bilder unter „Tiefer in Markokko eintauchen“. Alle sind super und eindrücklich.
Von den drei ersten Bilder ist mein Favorit das Erste. Vielleicht auch, weil es mich an Australien erinnert. Und vielleicht auch, weil hier momentan alles grau in grau ist bei kühler Bise und somit der blaue Himmel und das Meer mich einfach mehr ansprechen.
Unabhängig von mir findet auch Urs das Erste der drei Fotos am schönsten.
Bild 13 und vorallem 14 dieser Fotoserie sind meine Favoriten. Aber dies ist ein ganz spontaner und wohl momentaner Bauchentscheid. Ich habe keine FotoKenntnisse bezüglich Licht/Brennweite/Tiefenschärfe/Belichtungszeit/Winkel usw.. Gut bin ich in keiner Jury😅. Alle Fotos sind ja wirklich ganz schön und eindrücklich.
Heute ist so ein Tag, da würde ich mich gerne nach Marokko beamen lassen um ein wenig Sonne und Wärme zu tanken. Stattdessen mache ich mir nun einen Tee und zünde das Cheminéefeuer an😉.
Wir wünschen euch weiterhin eine gute Reise und viele schöne Abenteuer mit gutem Ausgang und bei guter Gesundheit!!!
Mit herzlicher Umarmung,
Astrid und Urs
Ihr Liebe im wunderschöne Baselbiet
OK, für dich Astrid gerade ein bisschen kalt UND erst noch grau, aber auch in Marokko (Tafraout) haben wir zur Zeit max. 10 ° C
und nachts kann es bis -1 ° C fallen – aber, tagsüber scheint halt fast permanent die Sonne . . .
Danke vielmals für eure Fotowahl, beim nächsten Beitrag (Wüsten-Erfahrungen) werden wir ein Abstimmungsergebnis kommunizieren.
Gestern sassen wir übrigens zu zehnt um ein wärmendes Lagerfeuer – bis fast 21:00 . . .
Und falls ihr euch wirklich mal beamen wollt, wir haben eine ziemlich flexible Landeplattform ;-
Händ’s no guet dure Winter und mit härzlicher Umarmig,
Deborah & Norbert
Das Nomadenfest habe ich leider verpasst während meinem Leben in Algerien (vous avez une chance incroyable)
Wünsch euch weiterhin tolle Abenteuer liebe Grüsse aus Basel hier ist es nur grau in grau
Danke liebe Beatrice und ja, wir wissen, dass wir ein grosses Glück hatten, am Nomadenfest teilnehmen zu können.
Es war erst das dritte Mal, dass auswärtige Gäste eingeladen wurden . . .
Es soll aber mehrere solche Festivals an verschiedenen Orten geben. Wie es dort ist, wissen wir nicht.
liebe deborah, lieber norbert,
eure berichte und bilder sind einfach grossartig, herzlichen dank dafür. zur zeit sind wir in seefeld im tirol, mit unseren freunden hermann und silvia wyss. hier geniessen wir den sympathischen ort, das kleine skigebiet und das gute hotel.
euch wünschen wir einen guten jahres-«endspurt» auf marokkanisch, dann einen sinnlichen jahreswechsel in ein gesundes, spannendes neues jahr mit unzähligen glücksmomenten. wir denken oft an euch.
ganz liebi grüess us em tirol
franz & rita
Liebe Rita, lieber Franz
Danke für euren Kommentar. Wir freuen uns immer, wenn wir ein Echo auf unseren Blog erhalten.
Und wir freuen uns, dass ihr Seefeld mit Hermann und Silvia geniessen könnt.
Bei uns geht es morgen weiter nach Tata auf einen Campingplatz, wo wir versuchen werden, unser Visum zu verlängern.
Wir wünschen euch auch einen guten Rutsch in ein 2023, dass euch viel Glück, noch mehr Gesundheit und täglich mindestens genug Gründe für ein herzhaftes Lachen bescheren möge.
Wir freuen uns jedes Mal, von euch zu lesen oder zu hören und vor allem, euch im Frühjahr dann zu drücken 🙂
Ganz liebi Grüess au an Silvia und Hermann
Deborah und Norbert
Hallo ihr zwei
Herzliche Dank für die schöne Fotos und der ausführliche Bericht,
Ich wünsch euch weiterhin ein tolles Abenteuer schöne Festtage und en guete Rutsch ins 2023🍀🍀🍀
Ich bin zur Zeit in der Bretagne bei meiner Tochter,
Es liebs grüessli Bea
Hoi Bea
Schön, dass es geklappt hat mit dem Link. Hoffen, dass es deiner Tochter und den Enkelkindern soweit gut geht.
Bei uns scheint sich alles mehr und mehr zu stabilisieren 🙂 Und Marokko ist ein wunderschönes Land mit grossartigen Menschen.
Vermutlich gehen wir morgen an ein internationales Nomadentreffen! 😮 Haben soeben von Salam eine Einladung erhalten …
Liebi Grüess, Norbert & Deborah